Nordfriesland hinterm Deich

Viele Arbeiten von B.Chr.K.Barten leben von der ausgeprägt schwungvollen Linienführung ihrer grafischen Grundlinien, die die prinzipielle Flächenaufteilung ihrer Arbeitsplatten festlegen. Die Wirkung ihrer Wandskulpturen ist entsprechend häufig geprägt von einer dynamischen Grundstimmung, die von dieser Linienführung ausgeht und getragen wird. Wenn man davon ausgeht, dass der Mensch eine Seele besitzt, dann hat B.Chr.K.Barten sicher eine sehr schwungvolle Seele. Die Künstlerin bestätigt auf Befragen, dass sie zuerst diese Hauptlinien auf ihrer leeren Arbeitsplatte festlegt. Erst danach fügt sie die übrigen wirkungsgebenden Elemente hinzu. Die Bemalung erfolgt erst als letzter Arbeitsschritt des gestalterischen Prozesses. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie nicht von Beginn an eine Idee der farblichen Gestaltung besitzt.

Spannend bei dem Wirkungsgefüge von abstrakten Bildern bleibt, dass verschiedene BetrachterInnen völlig unterschiedliche Dinge sehen/empfinden, obwohl das betrachtete bildnerische Alphabet für alle BetrachterInnen gleich ist.

Nach dem Glasurbrand 2020

Aus der jüngeren neuropsychologischen Forschung wissen wir, dass der Vorgang des Sehens nicht etwa eine für jeden gleich beschreibbare, objektive Wirklichkeit ergibt. Vielmehr bestimmt unser Gehirn durch unbewusst ablaufende Vorgänge, was wir tatsächlich sehen.

Etwas vereinfacht dargestellt passiert offenbar folgendes: Licht fällt durch das Auge auf unseren Sehnerv. Dort werden diese Lichtimpulse umgewandelt in elektrochemische Impulse. Unser Gehirn gleicht diese Impulse mit früheren Seherfahrungen ab, die als Erinnerungen abgespeichert sind. Erst durch diesen Abgleich mit gespeicherten Erinnerungen entsteht für uns ein bewusster bildhafter Eindruck. Da in jedem einzelnen Gehirn andere Seherfahrungen abgespeichert sind, sind die letztlich als bewusste Seherfahrung entstehenden bildlichen Eindrücke keineswegs bei allen Betrachtern eines Kunstwerkes gleich. Ganz besonders gilt dies naturgemäß bei der Betrachtung abstrakter Kunst.

Mit ihren abstrakten Wandskulpturen ruft B.Chr.K.Barten genau solch eine Reaktion hervor. In allen BetrachterInnen wecken ihre Arbeiten eine persönliche Bildvorstellung durch einen inneren Abgleich mit jeweiligen individuellen Erinnerungen. Entsprechend sehen sie in dieser Wandskulptur z.B. eine Landschaft, die ähnlich als Bild in ihrem Gehirn als frühere Erfahrung abgespeichert ist. Dabei sind die Einzelelemente ihrer Arbeiten rein abstrakte Formen. In den BetrachterInnen wecken sie entsprechende individuelle Erinnerungen und berühren dadurch. Genau das möchte bildende Kunst erreichen, BetrachterInnen berühren.