Paperclay DIY

 

 

   "Bei  mir  ist  so  etwas  wie  Paperclaymania  ausgebrochen", erklärt sie entschuldigend lächelnd.  In  einem  Berliner  Fachhandel  ist sie über ein Buch zum Thema Paperclay  gestolpert.  Dieses  sehr  anschaulich  geschriebene  Buch  eines  Praktikers  hat  sie  total  infiziert.  Der  Gedanke,  damit  zu  arbeiten,  lässt  sie  seitdem  nicht  mehr  los.

 

   Es gibt bisher kein Buch zu diesem Thema aus  der  Feder  eines  deutschen  Keramikers.  Die Österreicherin Astrid  Sänger  &  und der mährische Bildhauer Otakar  Sliva, die AutorInnen dieses Buches,  leben in Österreich,  genauer  im  Burgenland.  Sie  haben  das  erste  deutschsprachige  Buch  zum  Thema  Paperclay  geschrieben.  Ansonsten  existieren  zu  diesem  Thema  Bücher  von  französisch-  und  englischsprachigen  Autoren.  Sie  liegen  zum  Teil  nun  auch  in  deutscher  Übersetzung  vor,  sind  aber  deutlich  Theorie  beladen.  In  Deutschland  ist  dieses  bemerkenswerte  Material  bisher  nicht  wirklich  ins  keramische  Bewusstsein  gedrungen.  Brigitte Barten  aber  findet  die  künstlerischen  Möglichkeiten,  die  es  eröffnet,  einfach  toll.

 

   Da  die  englischsprachige  Welt  die  Diskussion  über  dieses  Material  bestimmt,  hat  sich  der  Begriff  Paperclay  international  durchgesetzt.  Auch  in  der  deutschsprachigen  Diskussion  spricht  praktisch  niemand  über  Papierton.  In  der  handwerklichen  Töpferarbeit  spielt  dieses  Material  kaum  eine  Rolle.  Begeistert  von  dem  Material  sind  künstlerisch  arbeitende  Menschen.  Brigitte Barten versteht sich weder als  Töpferin,  noch  als Keramikerin.  Sie ist  freischaffende  bildende  Künstlerin,  die  1970 eher  zufällig  Ton  als  plastisches  Material  in  die  Hände  bekam. Dieses Material  eröffnete  ihr  schon  früh  künstlerische  Wege,  die  ihrer  kreativen  Art  zu  arbeiten  am  nächsten  kamen.  Paperclay  öffnete  ihr 2019  ergänzend  wieder  solch  einen  neuen  Weg.

 

   Im  Fachhandel  findet  sich  inzwischen  auch  schon  fertig  zubereiteter  Paperclay.  Aber  die  dort  angebotenen  Tonarten  und  Schamottbeimischungen  sind  ihr  noch  viel  zu  begrenzt.  Also  stellt  sie,  mit  der  Hilfe  der  Arbeitskraft  ihres  Mannes,  ihre  Paperclaymischungen aus diversen Tonsorten  selbst  her.  Mit  den  folgenden  Bildern  möchte  sie  zeigen,  wie  sie  das  macht.

     Dieses  Bild  zeigt  den  allerersten  Schritt  auf  dem  Weg  vom  Ton  zum  Paperclay.  Ich  nehme  eine  ganz  schlichte  vierlagige  Rolle  Toilettenpapier (unbedruckt) und  einen  Putzeimer.

   Im  nächsten  Schritt  fülle  ich  soviel  Wasser  in  den  Putzeimer,  dass  die  Rolle  gerade  eben  aufschwimmt.

       Nach  weniger als einer Minute  kann  man  die  innere  Papprolle  problemlos  herausziehen.

   Anschließend  zerpflücke  ich  die  Papierrolle  mit  der  Hand,  bis  sie  richtig  zerfleddert  ist.  Das  dauert  maximal  eine  Minute.

   im  nächsten  Schritt  zerkleinere  ich  den  groben  Papierbrei  per Bohrmaschine mit  einem  Mischvorsatz  aus  dem  Baumarkt,  bis  aus  meiner  Papierrolle  ein  gleichmäßig  verteilter  Papierbrei  geworden  ist.  

   Das  überschüssige  Wasser  muss  ich  loswerden.  Also  lege  ich  ein  altes  Küchentuch  in  einen  normalen  Küchendurchschlag  und  gieße  den  Zellulosebrei  hinein.

   Das  an  den  Ecken  zusammen  geklappte  Handtuch  drehe  ich  nun  zwischen  den  Händen,  um  überschüssiges  Wasser  raus  zu  drücken.   

   Diesen  feuchten  Zelluloseklumpen  zerpflücke  ich  nun  mit  Daumen  und  Zeigefinger  zu  kleinen  Flöckchen.  Wenn  ich  einen  10 kg Hubel  zu  Paperclay  verarbeiten  möchte,  dann  teile  ich  diesen  per  Augenmaß  in  8  gleiche  Teile.  Entsprechend  benötige  ich  acht  gleich  schwere  Zelluloseanteile,  die  ich  dann  jeweils  zerpflücke.  Nicht  verknetete  Zellulose  packe  ich  in  einer  Plastiktüte  in  den  Kühlschrank.  Zum  Schluss  ist  mein  ganzes  Brettchen  voller  Zelluloseflocken.

   Ich  arbeite  bevorzugt  mit  schamottierten  Tonen  mit  einer  Körnung  bis  2 mm.  Andere  Körnungen  sind  ebenso  nutzbar.  Mein  Tonstück  knete  ich  nun  einmal  durch,  damit  das  Material  eine  Grundgeschmeidigkeit  erhält.  Anschließend  drücke  ich  ihn  mit  der  Faust  platt.  Dies  mache  ich  schrittweise  und  drehe  ihn  bei  jedem  Zwischenschritt  um,  damit  er  nicht  einseitig  auf  meiner  Knetunterlage,  einem  Leimholzbrett,  haften  bleibt.   Ich  drücke  meinen  Tonhubel  mit  der  Faust  so  lange  flach,  bis  er  ähnlich  groß  ist  wie  mein  Brett  mit  den  Zelluloseflocken.

Nun  lege  ich  meine  Tonplatte  auf  die  Zelluloseflocken  auf  meinem  Brett  und  drücke  sie  dann  an.

   Anschließend  ziehe  ich  meine  Platte  vom  Brett  ab.  Wie  man  sieht,  haften  die  Zelluloseflocken  nun  schön  gleichmäßig  verteilt  an  meiner  Tonneplatte.

   Anschließend  rolle  ich  die  Platte  zu  einer  Art  Zellulosewrap,  Zum  Schluss   klappe  ich   die  Enden  ein 

    Nun  beginne  damit,  dieses  Ton/Zellulosegemisch  zu  einer  harmonischen  Paperclaymasse  umzukneten.  

   Am  Anfang  ist  diese  Arbeit  eine  ziemliche  Matscherei.  Es  bleibt  auch  immer  wieder  Ton/Zellulosemasse  auf  der Knetunterlage  haften.  Die  schabe  ich  dann  mit  einem  Spachtel  ab,  rolle  sie  zwischen  beiden  Händen  und  drücke  sie  dann  auf  meinen  Hubel.  Mit  jedem  Knetdurchgang  verringert  sich  die Matscherei  und nach fünf bis zehn Minuten sieht die Masse so aus.

   Jetzt  verdient  meine  Masse  den  Namen  Paperclay.  Kein  Ton haftet mehr  auf  meiner  Knetunterlage. Der  so  hergestellte  Paperclay  muss  sich  nicht  erst  ausruhen.  Ich  kann  sofort  mit  meiner  Arbeit  beginnen.

Voila  -  ca 1,2 kg  Paperclay