Mondfänger

Mondfänger

 Für  KunstbetrachterInnen , die sich auch auf abstrakte Werke einlassen, besitzen die Wandskulpturen von B.Chr.K. Barten den ganz besonderen Reiz des Ungewohnten. Es handelt sich um Wandarbeiten auf farbig gestrichenen Holzträgern, die zumeist wie Passepartouts wirken. Die Ränder der Bretter sind andersfarbig abgesetzt, so dass eine Idee von Rahmung aufkommt. Entsprechend betrachtet man diese Arbeiten aus Gewohnheit als Bilder. Dabei  bemerkt man allerdings, dass ihre Bilder die reine Fläche einer Leinwand / eines Papierbogens verlassen. Der Eindruck einer Bildoberfläche wird dadurch zwar in Frage gestellt, aber nicht aufgegeben. Und darin liegt das Besondere dieser Arbeiten. Nun treibt einen schon die eigene Neugier dazu, etwas intensiver hinzuschauen. 

 

   Bei näherem Hinsehen erschließt sich, dass viele der abstrakten Wandskulpturen von B.Chr.K.Barten grafisch aufgebaut sind. Die Wirkung  ist daher stark assoziativ, etwas, das typisch ist für alle gute abstrakte Kunst. Als Folge davon rufen sie im Betrachter innere Bilder hervor, die im Bewusstsein jeder/jedes Einzelnen eine neue Realität Wirklichkeit werden lassen. Man entwickelt z.B. das Gefühl japanische Tuschezeichnungen könnten als Anregung gedient haben. Entsprechend erinnern diese Reliefs  auch z.B. an die stark abstrahierten Landschaftszeichnungen von Siegward Sprotte.

 

   Da in jeder/jedem von uns im Unterbewussten andere Erinnerungen im Laufe eines Lebens abgespeichert wurden, entwickeln wir auch alle individuelle, eigene, eigenständige, assoziative Bilder.  Die Sogwirkung dieser Wandskulpturen ist so ausgeprägt, dass die Wenigsten beim Betrachten ihrer  eigenwilligen Arbeiten völlig unbeeindruckt bleiben.

 

   Das in diesem Blogbeitrag gezeigte kleine Wandrelief  "Mondfänger" besitzt all die genannten Eigenschaften. Es ist mit wenigen grafischen Mitteln

gestaltet. Die Oberflächenstruktur der einzelnen Elemente unterstützt diesen grafischen Eindruck noch. Der Wahl der Glasurfarben für den Untergrund und die darauf aufgearbeiteten Elemente betont die Aussagekraft dieser Arbeit  zusätzlich. Auf den ersten Blick bietet dieses Relief einen simplen Aufbau. Erst beim längeren Hinsehen wird deutlich, wie subtil der Aufbau die Gesamtwirkung bestimmt. B.Chr.K.Barten hat , völlig unspektakulär, als Gegengewicht zu dem schwergewichtigen runden Element in der oberen Hälfte ein entsprechend bedeutsames Element zum unteren Rand hin eingearbeitet hat. Diese beiden Elemente halten das Relief optisch in der Waage. So entsteht ein Eindruck von großer Ruhe. Die beiden etwas heller bemalten Teilflächen der Grundplatte verstärken ebenfalls dieses Gefühl des Gleichgewichts. So entsteht  mit  wenigen Mitteln ein Gefühl großer emotionaler Harmonie.

 

   "Mondfänger" war übrigens wieder einmal  überhaupt nicht das Thema während der Erarbeitung dieser Wandskulptur. Die Künstlerin setzte eine vollkommen abstrakte Idee um.  Wie so oft wussten wir am Ende nicht, wie herum wir das Ergebnis aufhängen sollten. Erst nach mehreren Annäherungen haben wir uns endlich für die eingangs gezeigte Variante entschieden. Danach erst ist uns der Name in den Sinn gekommen, den es nun trägt. Man kann es aber auch anders aufbringen. Wer entscheidet, was besser oder richtiger ist? Hier sind Sie als BetrachterInnen gefragt. Vielleicht fällt Ihnen dazu ja auch ein ganz anderer Name ein. Natürlich brauchen abstrakte Kunstwerke nicht wirklich einen Namen. Viele MalerInnen verweigern bei abstrakten Werken daher auch eine Namensgebung. Tendenziell gehört B.Chr.Barten auch dazu. Manchmal macht ihr eine nachträgliche Namensgebung aber ehrlichen Spaß, woran sie BetrachterInnen dann gerne teilhaben lässt. Natürlich kann jede/jeder für sich dem Relief einen eigenen Namen beigeben. Nichts spricht dagegen, denn es ist abstrakte Kunst. Viel Spaß damit.

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