Die zwei Gesichter des Mondes.
Wandskulptur Paperclay aus anthrazitfarben brennendem Ton mit stabförmigen Eisenteilen 38 cm x 38 cm Entstehungsjahr 2021 Bemalt mit Glasurfarben gebrannt bei 1060°C Signatur 2/21 auf Rückseite
Der größte Feind der Kunst ist die Langeweile. Das gilt jedenfalls dann, wenn nicht die Künstlerin/der Künstler alleine den Maßstab für das festlegen, was gute Kunst ist, sondern wenn auch die BetrachterInnen dabei ein Wörtchen mitzureden haben. Diese Wandskulptur von B.Chr.K.Barten macht die Abwesenheit dieses Feindes der Kunst bei ihren Arbeiten exemplarisch sichtbar. Einmal mehr nutzt die Künstlerin die Möglichkeiten der dritten Dimension. Sie fügt durch die dreidimensionale Arbeitsweise Schattenspiele ein, auf deren Veränderung nicht nur sie einen Einfluss hat. Durch eine Veränderung des Blickwinkels seitens den BetrachterInnen werden diese zu einem aktiven Teil der ästhetischen Wirkung des Kunstwerks. Als BetrachterIn bleibe ich so nicht in der - auch gedanklichen - Position eines Rezipienten, sondern ich werde aktiver Mitgestalter des Wirkungsgefüges. Für Gevatter Langeweile wird es schon allein durch diese aktive Teilnahme der BetrachterInnen ziemlich schwer, mit dem Aufkommen von Einftönigkeit dagegen zu halten. Der Spaßfaktor für die BetrachterInnen ist einfach zu groß. Und ja - Kunst darf auch sinnlichen Spaß machen, muss nicht immer zu erfurchtsvoller Erhabenheit und andächtigem Staunen führen. Dass das Tragische dem Komischen grundsätzlich vorzuziehen sei, ist eine sehr teutonische Grundhaltung. Die Arbeiten von B.Chr.K.Barten passen in dieser Hinsicht viel besser in die Wertschätzung durch Menschen z.B. im angelsächsischen Raum. Shakespeare wäre vermutlich nie auf die Idee gekommen, seine Tragödien als künstlerisch wertvoller einzustufen im Vergleich zu seinen Komödien. Vielleicht liegt diese Einschätzung aber auch nur in den teilweise englischen Wurzeln des Rezensenten selbst begründet. Wer weiß das schon. Dennoch, Langeweile kommt beim Betrachten dieser Wandskulptur in keinem Fall auf, ganz unabhängig von den Wurzeln der Betrachtenden. Vielmehr überwiegt die Freude über die Möglichkeiten des eher spielerischen Erfassens dieser Arbeit.
Der Rezensent kann sich einmal mehr nicht des Eindrucks erwehren, dass ihn aus dieser Wandskulptur irgendwie jemand oder etwas anblickt. Je länger man hinschaut, desto mehr möchte man ergründen, was sich dieses Wesen dabei denkt, seine/ihre Blicke auf mich zu lenken. Die mögliche Gemütslage muss man sich nun selbst erschließen, indem die Einzelelemente, die im Zusammenspiel diesen Gesamteindruck erwecken, auf ihre Wirksamkeit durch Form und Farbe abklopfen. Je nach eigener Gemütslage wird man zu ganz unterschiedlichen Einschätzungen gelangen. Im Austausch mit anderen BetrachterInnen kann man sogar genüßlich darüber streiten. Diese Wandskulptur fordert geradezu dazu auf. Die Langeweile hat dabei jedenfalls keine Chance, sich gegenüber dem Kunstwerk durchzusetzen. Schon allein dieser Tatbestand verführt BetrachterInnen dazu, sich länger vor diesem Bild aufzuhalten als statistisch normal. Gute Kunst muss u.a. auch Interesse und Neugier wecken. Dieses Kriterium ist bei dieser Wandskulptur auf jeden Fall erfüllt.
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