Westwind
Steinzeugton 36 cm x 30 cm 1984 - Privatbesitz
Ikonografie hat immer auch etwas Magisches. Ikonografische Ausdrucksformen umgehen unser begriffliches Denken und rufen direkte Reaktionen hervor, denn Icons sind Abkürzungen in unserem Denken.
Ikonografische Kunst spricht gerade auch den Menschen des digitalen Zeitalters direkt an. Keine Generation vor uns ist so selbstverständlich mit ikonografischen weißer Zeichen umgegangen. Sie gehören zu unserem täglichen Leben. Kulturpessimisten beklagen schon einen Verlust an Sprachkompetenz und verwahren sich gegen den ungezügelten Einsatz etwa von Emoticons.
Aus Sicht der bildenden Kunst führt die Piktogrammschwemme im Alltag zu einem gestiegenen, neugierigen Interesse an ikonografischer Kunst. Wir sind es gewohnt, auf Icons zu reagieren. Wir stellen deren Existenz nicht in Frage und deren kulturellen Wert nicht abwehrend in Abrede. Im Gegenteil, wir finden sie interessant. Ikonografische Kunst weckt unsere Neugier und aktiviert unsere Lust zur Entschlüsselung von Piktogrammen.
Die Wandskulpturen von B.Chr.K.Barten gehören in diese Kategorie abstrakter Kunst. Sie sind grafisch abstrakt, dabei infolge ihres ikonografischen Charakters stark assoziativ. Sie rufen im Betrachter Bilder hervor, die eine neue Realität im Bewusstsein eines Betrachters Wirklichkeit werden lassen. Dabei entstehen bei jedem Betrachter andere assoziative Bilder. Völlig unbeeindruckt lassen sie die Wenigsten. Diese für den Menschen typische Reaktionsweise ist ein Mosaikstein im Deutungsfeld der Attraktivität dieser Wandskulpturen. Der ikonografische Gestus hilft dem einzelnen Betrachter bei der persönlichen Entschlüsselung. Der Titel "Westwind" entstand als Folge eben dieser Art der Rezeption Die Künstlerin hat dieses Relief als rein abstrakten Gedanken erarbeitet. Als es endlich fertig aus dem Brennofen kam, reagierte ihr Umfeld mit dieser assoziativen Deutung. Einen Westwind bildnerisch zu gestalten, war keineswegs die Absicht gewesen. Diese Deutung ist als Titel an dieser Arbeit haften geblieben. Es bleibt natürlich allen BetrachterInnen überlassen, eine völlig andere bildnerische Idee darin zu entdecken und den Titel für sich entsprechend zu ändern.
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