Caledonian Canal

Caledonian Canal

Paperclay, schwarz brennend; Drahtstücke     48 cm x 35 cm (B x H  -  ohne Bildträger)         2020     

 

    Die Bilderflut der digitalen Welt kultiviert zunehmend jene flache Aufmerksamkeit, die geboren ist aus der Atemlosigkeit der rasanten Abfolge von optischen Eindrücken. Die Werke der bildenden Kunst stemmen sich diesem Trend entgegen. Sie werden gezeigt mit der Hoffnung auf eine Rezeption, die von ruhigem Betrachten charakterisiert ist, was über den Moment des Staunens manchmal dazu führt, dass man sich mit ehrlichem Interesse  in das Kunstwerk vertieft. Dies weckt vielleicht sogar  eine Begeisterung, die im Idealfall in innerer Erschütterung mündet. 

 

   Auch die Wandskulpturen von B.Chr.K.Barten fallen in diese Kategorien der bildenden Kunst. Ein schnelles Eilen von Relief zu Relief im  Sekundentakt wird ihren Arbeiten nicht gerecht. Im Gegenteil, wer sich auf ihre Arbeiten einlassen möchte, sollte Zeit und Muße zum Betrachten mitbringen. Das gilt auch für die in diesem Blogbeitrag gezeigte Arbeit ohne Titel aus dem Jahr 2020. Es beginnt schon mit dem ersten Eindruck. Diesem Wandbild fehlen gerade Begrenzungslinien;  90 Grad Winkel sucht man hier vergebens. Zusätzlich zu diesen „unordentlichen“ Rändern klafft diagonal durch das Bild eine Trennlücke, eine Art „kaledonischer Kanal“. Erst allmählich erkennt man auf der Suche nach bildnerischen Einzelelementen, dass die gestalterische Wirkung nicht nur von keramischen Strukturteilen ausgeht, sondern auch von abgewinkelten Metallstücken, die sich aus der Grundplatte heraus über die Spalte beugen, um die beiden durch diesen Graben getrennten Einzelteile optisch und gedanklich zusammenhalten. Diese Zusammengehörigkeit wird unterstützt durch schneckenförmige Gebilde, die in beiden Teilen auftreten. Die Idee der Zusammengehörigkeit entsteht auch durch die auf beiden Teilen der Grundplatte eingesetzte Farbpalette. Die bräunlichen Pigmentierungen der im größeren rechten Teil aufgearbeiteten keramischen Elemente lassen diese die beiden Teile zusammen haltende Farbklammer erst beim zweiten Hinsehen erkennen.

 

   Je nach persönlichen Erfahrungswelten entsteht so im Laufe der Betrachtung die Idee einer Landschaft im Kleinen bis hin zur Vision eines Grabenbruchs, der ein ganzes Land zerteilt,  oder einem Himmel über allem. Diese  voneinander abweichenden assoziativen Bilder mögen im Betrachter entstehen, obwohl es sich bei dieser Wandskulptur, emotionslos betrachtet, um rein abstrakte Kunst handelt. Genau dies macht natürlich den besonderen Reiz dieser speziellen Kunst aus.

 

Die meisten der Arbeiten von B.Chr.K.Barten erfüllen genau diesen Anspruch an abstrakte Kunst und sind deswegen immer wieder sehenswert, ganz besonders, weil der gleiche Betrachter bei mehrfachem Betrachten einer Arbeit mit zeitlichem Abstand  mit ebenso deutlich unterschiedlichen emotionalen Reaktionen auf eine einzelne Arbeitet antwortet.  

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